Als im Jahr 1888 in Heuchelheim erstmals ein Turnverein gegründet wurde, war der größte Teil der
Mitgliedschaft für den Bau einer vereinseigenen Turnhalle. Allein dadurch war ein ganzjähriger
regelmäßiger Übungsbetrieb möglich. Dieser Wunsch scheiterte zunächst an den finanziellen
Möglichkeiten des Vereins. Als jedoch ein Gründungsmitglied im Jahr 1913 eine Stiftung für den
Turnhallenbau gründete und im Jahr 1919 den Stiftungsbetrag verdoppelte, war der Grundstock
für den Turnhallenbau gelegt. Leider wurden die Stiftungsbeträge durch die Inflation nach dem
1. Weltkrieg stark gemindert, dennoch beschloss die Vereinsversammlung am 30.09.1922 mit
Mehrheit den Bau der Turnhalle. Der Ehrenvorsitzende des Vereins und Architekt Fr. W. Kreiling
entwarf eine für die damalige Zeit sehr großzügige Planung, die nach harten Diskussionen auch
umgesetzt wurde. Am 30.10.1923 begann der Bau des Vorderhauses. Der Baubeginn der eigentlichen
Turnhalle mit Bühnenhaus und Nebengebäuden erfolgte Anfang 1924.

Am 09.01.1926 wurde das stolze Bauwerk von einer fast 1000-köpfigen Festgemeinde eingeweiht.
Die Baukosten betrugen 100.000,- Goldmark, wovon die Vereinsmitglieder 42.000,- Goldmark spendeten
und der Rest durch Darlehen abgedeckt wurde. Nach Bauende hatte die Turnhalle folgende Nutz- und
Wohnflächen vorzuweisen:
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Kellergeschoß im Vorder- und Bühnenhaus 152 qm
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Erdgeschoß mit Eingangshalle, Saalküche und Garderobe 86 qm
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Großer Saal, Bühne und Umkleideraume 578 qm
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Gastzimmer, Küche und Nebenräume 69 qm
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1. und 2. Obergeschoß mit kleinem Saal und 3 Wohnungen 365 qm
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insgesamt: 1250 qm
Damit die Halle den gestellten Anforderungen jederzeit entsprach, waren immer wieder Modernisierungs-
und Erweiterungsmaßnahmen notwendig, wovon die wesentlichen nachstehend stichwortartig aufgeführt
werden:
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Anschluss an Wasserleitung und Kanal
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Verlegung der Toiletten vom Nebenhaus in den Keller des Hauptgebäudes
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Erweiterung des Gastzimmers
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Erweiterung der Gasträume, Küche, Einbau einer Duschanlage im Keller und der Bau von 2 Kegelbahnen
ins Erdreich neben der Halle. Trotz dieser ständigen Verbesserungen war spätestens im Jahr 1987 auch aufgrund
der bestehenden Sicherheitsbestimmungen, eine Generalsanierung unumgänglich. Der erstellte Kostenvoranschlag
belief sich auf 1.350.000,- DM. Diese Bausumme konnte unmöglich von dem Eigentümer, der TSF Heuchelheim
aufgebracht werden.
Nach einem Vertrag mit der Gemeinde Heuchelheim wurde die Turnhalle als bürgerhausähnliche
Einrichtung der Gemeinde anerkannt.
Danach wurden von der Gemeinde, dem Land Hessen, und dem Kreis Gießen Zuschüsse geleistet die
die Finanzierung der gesamten Baukosten sicherstellten. Der Anteil der TSF an den Gesamtkosten betrug noch
500.000,- DM. Nach fast 3- jähriger Bauzeit konnte die renovierte Halle im Jahr 1989 der Öffentlichkeit in neuem
Glanze vorgestellt werden. Da die Kegelbahn und das Gastzimmer aus Kostengründen an der Generalsanierung
nicht teilgenommen hatten, waren auch hier im Jahr 1994 und im Jahr 1996 weitere Modernisierungsmaßnahmen
notwendig. In den Jahren von 1992 bis 2001 wurden die Kegelbahn und Toiletten, die Gaststube, der Saal- und
Bühnenboden, der kleine Saal, das Treppenhaus und die Küche modernisiert. Das Investitionsvolumen nur aus
TSF- Mitteln lag bei 460.000,- DM. Von 2002 bis 2010 wurde die Heizungsanlage erneuert und mit einem
eigenen Stromerzeuger ausgestattet, energetische Maßnahmen an der Saaldecke ausgeführt und die
Eingangstreppe, Türanlage, der Hof und die Musikanlage im Saal modernisiert. Die Kosten lagen bei 140.000,- €
und wurden allein von dem Verein getragen. 2011 begannen die Planungen für eine erneute grundlegende Sanierung,
die die Turnhalle für die nächsten Jahre fit machen soll. Den größten Teil der erforderlichen Umbaukosten übernahm
die Gemeinde Heuchelheim, die damit die Bedeutung der Halle als Bürgerhaus Rechnung trug. Weitere finanzielle
Zuwendungen kamen vom Land Hessen, der derzeitigen Pächterfamilie Huber und den Turn- und Sportfreunden.
Die Gesamtumbaukosten beliefen sich auf ca. 675.000,- Euro, der Anteil der TSF lag bei 220.000,- Euro.
Die Pächterfamilie Huber hat anteilig in dem Gaststättensegment 75.000,- Euro investiert.
Die Halle verfügt nun über neue Fenster und Jalousien in den heute üblichen energetischen
Standardausführungen, neue Notausgangs- und Seitentüren, eine moderne Saaldecke unter Berücksichtigung
schalltechnischer Gesichtspunkte und neue Seiten- und Bühnenwände. Auch die moderne Beleuchtungstechnik
und der Bühnenboden genügen nun höchsten Ansprüchen. Eine neue Saaltheke und Kühlungsgeräte für die
Veranstaltungen im Saal ergänzen die Ausstattungen. Gleiches gilt für die aktualisierte Sicherheitstechnik
der elektrischen Anlagen. Die Restaurantküche wurde modernisiert, ebenso wie die beiden Nebenräume und
der kleine Saal. Eine behindertengerechte Saaltoilette wurde eingebaut und liegt auf einer Ebene von
Gaststätte und Saal. Der Hof über der Kegelbahn wurde überdacht und 8 Parkplätze geschaffen,
2 Parkmöglichkeiten sind für Behinderte ausgewiesen. Die gesamte Hoffläche in diesem Bereich wurde
saniert und mit einem hochwertigen Pflaster ausgestattet. Über den Hof sind ebenerdig und
behindertengerecht der Saal und die Gaststätte zu erreichen.
Die Halle ist eine wichtige unverzichtbare Übungsstätte, vor allem für die zahlreichen Gymnastik-,
Tanz- und Gesundheitssportgruppen des Vereins. Gleichzeitig bietet sie durch ihre unterschiedlichen
Räumlichkeiten dem Pächter vielfältige Nutzungsmöglichkeiten.
Eine unbefriedigende Situation ist nach wie vor die mangelnde Parkmöglichkeit in Hallennähe,
gerade bei größeren Veranstaltungen. Eine grundlegende Lösung des Problems ist leider kurzfristig
nicht zu erreichen.
Der Vereinsvorstand und speziell der Liegenschaftsausschuss und ein inzwischen eingestellter Hausmeister,
kümmern sich mit viel Engagement um das Wohl des inzwischen 90-jährigen Gebäudes. Auch in
Zukunft sollen die Sporttreibenden und die gesamte Heuchelheimer Bevölkerung die Turnhalle als
ihre „Gud Stubb“ bezeichnen können. Danach stehen der heutigen Gaststättenpächterfamilie Huber
1.700 qm Wohn- und Nutzfläche zur Verfügung, die für sportliche, gesellschaftliche und
gastronomische Zwecke genutzt werden können.
2016-03-10
Verfasser: Werner Hahn, verstorben im Feb. 2011;
Ergänzungen Marianne Hofmann und Wolfgang Schleer